about stefan miteff

1957

in Neustadt a.d.Weinstraße geboren

 

1980

Beginn mit der Malerei in Berlin

 

seit/since 1989

bildender Künstler

visual artist

 

lebt / lives in

Deutschland / Germany

 

 

 

 


Mathias Richling über den Künstler Stefan Miteff

kein Vor, kein Nach-, ein Zwischen-Wort

von Mathias Richling, Kabarettist

Als ich mich bei Stefan Miteff zum ersten Mal meldete, weil mich seine Bilder begeistert hatten, war seine Reaktion, er hätte sich gedacht, daß ich einmalig ihm Kontakt aufnehmen würde...

 

Ich fragte mich: woher konnte er das wissen? 

 

Als ich dann einen größeren Teil seiner Kollektion betrachten konnte, fragte ich mich wieder, wie es Stefan gelingt, innerhalb einer manchmal voluminös schillernden Farbenpracht ein paar Linien so heraus zu streichen, dass einem die dargestellte Person absolut leibhaftig erkennbar gemacht wird, obwohl man genau weiß, dass sie einem gar nicht bekannt ist!

 

Aber ohne Zweifel ergreifen auf diese Weise gerade die Portraits so Besitz in jedem Raum, daß man alles Weitere darum herum vergisst, wie bei einer starken, anwesenden Persönlichkeit.

 

Und damit veröffentlicht Stefans Malerei sehr viel mehr, als dass, was sichtbar auf seiner Leinwand preisgegeben wird.

 

Ich fragte mich nur, wie seine Farben und seine Kenntlichmachung durch Reduktion eine Plastizität erreichen können, die die Grenzen des zweidimensionalen regelrecht sprengen?!

 

Aber seit Stefan die Portraits für die Plakate meiner Bühnen-Produktionen gestaltet, stehe ich oft vor diesen Bildern und antworte mir wenigstens, dass ich eigentlich erschrecken müsste darüber, wie gut dieser Stefan Miteff auch mich wohl kennt!

 

M.Richling, Kabarettist

Berlin, 07.11.1999 

Berend Wellmann im Gespräch mit Stefan Miteff

Das innere Bild

TEXTAUSZUG

von Berend Wellmann

„ das ist eine Frage nach meinem zweiten Ich“, antwortete mir Stefan Miteff, als ich ihn im Januar dieses Jahres traf und in bat, mir etwas über seine Bilder und seine Malerei zu erzählen.

Miteff ist in Westfalen (Bad Oeynhausen) aufgewachsen; sein Vater stammt aus einer bulgarischen Familie und seine Mutter aus Stettin. Die Verbindungen nach Bulgarien existieren bis heute. Nach seiner Schulzeit hat er zunächst eine Fachhochschule für Sozialpädagogik und dann, nach einem überstandenen Konflikt mit seinen Eltern, in Bochum das Deutsche Institut für Puppenspieler besucht, beide Berufe aber nach dem Abschluss der Ausbildung nicht ausgeübt. 

 

1980 zog er mit einem Freund zusammen nach Berlin - in das damalige West-Berlin. Hier ließ er sich zum medizinisch technischen Assistenten ausbilden und arbeitete im Zusammenhang mit seinen Praktika in einer Klinik in Charlottenburg. Auf dem Hintergrund der dortigen Erfahrungen mit Kranken und Sterbenden besann er sich jedoch „ auf das Leben, das ich haben wollte,“ d.h. auf seine ursprünglichen pädagogischen Interessen, und so beschloss er, den Arbeitsplatz noch einmal zu wechseln und in einem Kinderladen in Kreuzberg als Erzieher zu arbeiten. 

… 

 

Mitte der achtziger Jahre, fällt der Wunsch zu malen. Er habe das zwar immer getan, aber durch die Arbeit mit den Kindern sei seine kreative Begabung wieder so beherrschend geworden, das er nach einigen Erfolgen und der Präsentation der ersten ausstellungsreifen Bilder das Wagnis eingegangen sei, „ freischaffender Maler“ zu werden: es gab „ eine so gute Resonanz, dass ich die Malerei nach geraumer Zeit zu meinem Beruf gemacht habe“ - 1988.

Er lebt und arbeitete seit her in Berlin und in Bulgarien.

 

Eine alte Wohnung in einem Abrisshaus in Neukölln diente ihm in den ersten Jahren als Atelier. Hier bin ich ihm auch zum ersten Mal begegnet, nachdem ich zwei großformatige, auffallend farbige und jedenfalls annähernd gegenständliche Kopf-Bilder….entdeckt hatte.

 

Alle drei Aspekte, das große Format, die Farbigkeit und der Bezug zum Gegenstand gelten noch immer und grundsätzlich für die Malerei Miteffs. Die großen Formate sind schon darum für ihn wichtig, weil die Arbeit an den Bildern oft so etwas wie eine körperliche geführte Auseinandersetzung bedeuten kann. …..

Miteff erzählt, dass es im Prozess des Malens immer wieder zu emotionalen Ausbrüchen gekommen sei - er habe die Bilder manchmal geradezu „ körperlich attackiert“. Das habe seinen Grund auch darin gehabt, dass es in den  ersten Jahren seine „Hauptintention“ gewesen sei, durch sie etwas „freizulegen“ oder „aufzubrechen“ und zu „zeigen was in mir ist“ . Seiner Begabung zu folgen und Bilder zu malen oder Künstler zu sein, heiße für ihn, „die inneren Bilder“ aus sich herauszusetzen - „ meine Bilder sind immer zuerst eine persönliche Aussage über mich selbst. “ Sie zeigen, „ das, was in mir ist, Aggressionen, Liebe, Verträumtheit, Sehnsucht“ - alles, was „ gleichberechtigt in mir ist.“ Das habe er in ihnen „zum Ausdruck gebracht.“ Daneben können es allerdings auch „Reaktionen auf Entwicklungen sein, die mich umgeben,“ Entwicklungen, Haltungen und „Kulte“, die „mich wütend machen und die ich aufbrechen und entlarven“ möchte. ….

 

Ähnliches gilt auch für die starke Farbigkeit seiner Bilder, die geradezu ein Kennzeichen seiner Malerei ist. Es habe anfangs bestimmte Phasen gegeben, eine schwarz-weiße, dann eine blau-weiße Phase - Öl beziehungsweise Acryl auf Leinwand; inzwischen hat sich aber vieles dabei verändert: „ Ich denke,  meine Psyche hat sich verändert.“  Die Bilder vermitteln jetzt oft einen farblichen Haupteindruck, aber das für den Betrachter faszinierende ist ein „Kosmos“  an Farbbewegungen, der einen langen und intensiven Malprozess verrät, in dem die verschiedensten Techniken angewendet und zur Wirkung gebracht worden sind. Miteff hat die Malerei nicht an einer Hochschule studiert; er ist Autodidakt, der sich durch die Arbeit selbst in die verschiedenen Malweisen hinein gedacht und hinein versucht hat, wobei immer auch der „Faktor Zufall“ eine Rolle spielte, das Ergebnis des Farbauftrags, des Abwaschens, Abreibens, und Übermalens.

„ Ich habe Lust daran, präsent zu sein,“ wiederholt er, und die Farbe habe etwas mit der „Energie zu tun, sich solche Präsenz zu verschaffen.“

 

Immer wieder kreist das Gespräch um das Thema des „inneren Bildes“ und um den „Mut das Herz aufzumachen und den Mund aufzumachen“ und die Dinge so darzustellen, „wie ich sie in mir finde“ und „wie ich sie sehe und bewerte.“ Der in dieser Weise sich selbst gestellte Auftrag, „ kreativ“ zu sein, im Denken und in Malen, um sich zu zeigen zu äußern und um Stellung zu beziehen - Oder vielleicht auch: der starke Wunsch, Innere und äußere Dinge und Einflüsse produktiv umzusetzen, wie Miteff sich in diesem Gespräch äußert, ist seinen Bildern abzulesen und gibt den gelungenen Werken eine mit einem hohen menschlichen Anspruch verbundene Ausstrahlung. 

 

….

 

Ein Bild müsse für ihn immer eine „Vorgabe“ bieten, etwas, das vom Betrachter entdeckt werden kann. Und das sind meistens Gesichter, Köpfe, Körper - das heißt menschliche Figuren oder Teilfiguren, die „verklausuliert“ sein können, aber immer vorhanden und in der stürmischen, farbigen Bewegtheit des Bildes manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen sind. Dazu kommen Landschaften als wesentliche Motive, natürliche, ruhige und auch „innere“ Landschaften der Melancholie und Schönheit. Erst langsam bahnt sich in dieser Sache etwas Neues an, nämlich ein anfänglicher Versuch, sich in „abstrakte Sehweisen einzuarbeiten“ und „mit der eigenen Maltradition und Körperlichkeit zu brechen.“ Dafür brauche er allerdings, wie er sagt, noch „neues Futter.“

 

Die Bilder Miteffs belegen meines Erachtens, wenn man sich als Betrachter auf sie einläßt, eine erstaunliche menschliche Leistung. Sie können durch ihre Farbe auf ihr Format faszinieren; je länger man sie auf sich wirken lässt, desto klarer wird dann aber auch das, was das begleitende Gespräch verdeutlichen sollte: daß Miteff seine malerische Begabung dafür einsetzt, über eine wachsende Beherrschung im Umgang mit der Farbe das zu zeigen, was in ihm ist - seine „inneren Bilder.“ Diese inneren Bilder, d.h. die eigenen fantasievollen Träume und Zielvorstellungen und natürlich auch die in ihnen sich aufdeckende Bewältigung von Konflikten verdienen es, gesehen zu werden, auch öffentlich. Sie sind der Beitrag eines einzelnen Menschen, eines Künstlers, der etwas zu sagen hat und auf seine Art dazu beitragen möchte, die Welt voranzubringen. 

 

Erschienen im Heft EZI Korrespondenz

Ausgabe 20 Herbst 2004

 

ISSN  0724-3995

 

Herausgeber:

Evangelisches Zentralinstitut für Familienberatung gem GmbH Auguststraße 80, 10117 Berlin